„Wien braucht ein Haus für Neue Musik!“ Prof. Dr. Peter Burwik, der anlässlich des 40. Jubiläums des von ihm 1971 gegründeten ensemble xx. jahrhundert mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet wurde, fordert für Wien ein Haus für Neue Musik. „Wien braucht ein Haus für Neue Musik, ich fordere die Beheimatung Neuer Musik in Wien!“
„Wie lange will Österreich noch von seiner musikalischen Vergangenheit
leben?“, fragte Peter Burwik im Rahmen des Symposions zum 40. Jubiläum des
ensemble xx. jahrhundert am 6.5.2011 im Bank Austria Kunstforum.
Prof. Dr. Peter Burwik:
„Jede Vergangenheit war einmal Gegenwart. Werden die kulturellen Werke der Gegenwart gering geschätzt, ist die Zukunft in Gefahr.
Meine Erfahrung aus 40 Jahren Aufführungen der neuesten Kompositionen österreichischer und internationaler Komponistinnen und Komponisten resultieren in einer klaren Forderung: Wien braucht ein Haus für Neue Musik.
Statt wie bisher in die Institutionen und einzelne Klangkörper zu investieren, sollte ein Haus für Neue Musik aufgebaut werden. Wien braucht neben Musikverein und Konzerthaus eine erkennbare Anlaufstelle für Neue Musik. Wir brauchen eine Bündelung der kreativen Kräfte in einem Haus für Neue Musik! Ich fordere die Kulturverantwortliches des Landes auf, ein Zeichen zu setzen: Ermöglichen Sie ein Haus für Neue Musik in Wien!“
zum Artikel in: Der Standard vom 25.5.2011: „Wien baucht ein Haus für zeitgenössische Musik“
Resümee des Symposions zum 40. Jubiläum des ensemble xx. jahrhundert
Die Diskussion über den Zustand der Neuen Musik im Symposion „Entdecken als Leidenschaft“ wurde bei aller gebotenen Sachlichkeit leidenschaftlich geführt.
Die Situation der Neuen Musik nähert sich, so Prof. Klaus Ager, Komponist, Professor am Mozarteum Salzburg und Präsident des Österreichischen Komponistenbundes, wieder den Pionierzeiten vor 40 Jahren. Zwar werden heute mehr österreichische Komponisten aufgeführt, aber es sei mehr als trist, wenn hochsubventionierte Klangkörper des Landes nur 30% nationale Komponisten im Repertoire haben. Prof. Klaus Ager: „Bei Symphonikern, Philharmonikern und Tonkünstlern kommt das österreichische Repertoire kaum vor.“
Wolfgang Mitterer, Komponist und Aufsichtsratsmitglied der AUME, stellte fest: „Österreich ist kein Musikland!“ und forderte einmal mehr die Quote in allen Bereichen.
Die Komponistin Manuela Kerer, die regelmäßig Workshops mit Kindern durchführt, betonte die Wichtigkeit der musikalischen Bildung: „Musikunterricht zu streichen ist ein Verbrechen!“
Dr. Christian Baier, Schriftsteller und Künstlerischer Produktionsleiter Deutsche Oper Berlin verwies auf die Wichtigkeit sogenannter kleiner Ensembles, die es sich erlauben, in Freiheit zu arbeiten, für den Input und das Aufzeigen des Neuen: „Es ist wichtig, den Luxus der Neugier zu fördern und nicht nur das, was verwertbar ist und der kurzfristigen Profilierung dient.“
Aus der Laudatio 40 jahre exxj von Prof. Harald Ossberger
„Peter Burwik zollt immer“, so Laudator Harald Ossberger, „dem Komponisten und seinem Werk ganz grundsätzlich Respekt.“
„Und er förderte Musikerinnen und Musiker, in seiner Arbeit als Leiter des ensemble xx. jahrhundert und 20 Jahre lang als Lehrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: Heute ist das ensemble xx. jahrhundert im Durchschnitt noch immer so jung wie damals. Peter Burwik gibt damit jungen Kolleginnen und Kollegen ungeheure Chancen, über das oft kleinliche Selbstverständnis, mit dem sich auch heute noch Musikerinnen und Musiker weit unter ihrem Wert verkaufen, hinauszuwachsen in kosmopolitische Selbstbestimmtheit – die eigene Gegenwart, die es einem in so vielen Belangen zugegebener Maßen schwer macht, als etwas historisch Gewordenes verstehen zu lernen, faszinierend zu finden, zu dieser Gegenwart zu stehen und sie – vielleicht und hoffentlich – in vielem zu lieben.“
„Mit alledem hat Peter Burwik unschätzbares für die Realisation Neuer Musik im Allgemeinen und österreichischer Neuer Musik im Besonderen getan.“
„Wenn wir in der Veränderung des Horizontes einzelner Personen die einzige Möglichkeit sehen, etwas zur Veränderung der Welt, wie sie sich in unserem Jetzt darstellt, beizutragen, dann war und ist Peter Burwik ein solcher Veränderer.“